Drei Dinge, die Alleinerziehende sich von euch wünschen

Tessa Reed

Als mich vor ein paar Jahren jemand fragte: "Wie geht es dir damit, alleinerziehend zu sein?", schossen mir sofort die Tränen in die Augen. Plötzlich war alles wieder da: das Gefühl nach dem Schiffbruch meiner Ehe allein umherzutreiben, die Einsamkeit in all den Problemen der letzten zehn Jahren als Mutter einer Tochter. In diesem Moment fühlte ich mich geliebt und wahrgenommen - es war das erste und einzige Mal in den letzten zehn Jahren, dass jemand mich das einfach so ohne besonderen Anlass fragte.

 

Wenn ich mich mit meinen alleinerziehenden Freunden über unsere Erfahrungen in unseren Gemeinden unterhalte, tauchen - obwohl jeder von uns seine eigene Geschichte hat - bestimmte Themen immer wieder auf. Es gibt drei Dinge, von denen wir wünschten, dass sie unseren Brüdern und Schwestern in Christus bewusst wären.

Wir brauchen ab und zu eine Pause.

Kinder aufzuziehen ist ein anstrengendes Vorrecht. Ehepaare, die Kinder haben, kennen den Balanceakt, Kinder für den Herrn zu erziehen und gleichzeitig Arbeit, Gemeindeleben und Haushalt unter einen Hut zu bringen. Aber nun stell dir vor, dass für die gewöhnlich geteilten Verantwortlichkeiten ein Erwachsener weniger zur Verfügung steht, und seine Fähigkeiten, seine Unterstützung und seine Perspektive fehlen. Dazu kommt, dass bei vielen Alleinerziehenden noch viele andere unterschwellige Probleme an den Kräften zehren - unser eigenes gebrochenes Herz, unerfreuliche Verhandlungen mit dem anderen Elternteil, fortgesetzte Rechtsstreitigkeiten, Trauma, Missbrauchserfahrungen usw.

 

Alleinerziehend zu sein fühlt sich wie eine verdoppelte Aufgabe unter erschwerten Bedingungen an. Darum bitten wir euch: Verbringt Zeit mit unseren Kindern! Wie wär´s mit einer Klettertour oder einem Kinobesuch? Könntet ihr sie vielleicht mitnehmen zur Gemeinde und unterwegs irgendwo mit ihnen frühstücken gehen? Oder ihnen etwas fürs Leben beibringen, z.B. einen Reifen zu wechseln oder den Rasen zu mähen? Wenn meine Tochter mit Christen, denen ich vertraue, Zeit verbringen kann, wird mir als alleinerziehender Mutter eine schwere Last abgenommen.

 

Und wie glücklich wären wir, wenn ihr in dieser Zeit mit ihnen betet und ihnen erzählt, wie ihr zu Christus gekommen seid! Wir sind glücklich, wenn ihr ihnen Fragen stellt über ihre Beziehung mit Jesus. Wir sind glücklich, wenn ihr euer Leben mit ihnen teilt. Unsere Kinder brauchen euch.

Wir brauchen eine Familie.

In unserer Welt als Alleinerziehende toben oft Stürme. Wir befinden uns selbst noch im Heilungsprozess und helfen unseren Kindern bei ihrem. Wir sind versucht, uns in ungesunder Weise auf unsere Kinder zu stützen - sie zu der Schulter zu machen, an der wir weinen, bei ihnen Dampf abzulassen über den anderen Elternteil, sie in Entscheidungen einzubeziehen, die ihren Reifegrad weit übersteigen - und damit zu riskieren, dass ihre jungen Herzen und Seelen noch mehr aus dem Takt geraten. Distanz oder komplizierte Beziehungen zu Ex-Schwiegerfamilien und unseren eigenen biologischen Familien haben zur Folge, dass wir uns auf unsere Kinder stützen, weil wir keine Erwachsenen als Gefährten haben. Auch wenn andere alleinerziehende Eltern unsere Probleme besser verstehen können, kämpfen sie allzu oft selbst darum, den Kopf über Wasser zu halten.

 

Wir brauchen die Gemeinschaft von Christen in unterschiedlichen Situationen und Lebensabschnitten. Wir brauchen unsere Gemeindefamilie. Wir brauchen euch zum Reden, um uns zu helfen, unsere blinden Flecken zu sehen und um uns eine Perspektive zu geben.

 

Neun von zehn Alleinerziehenden sind Frauen. Es hilft uns sehr, wenn es Männer gibt - Singles und Ehemänner, junge und alte - die uns helfen, die männliche Perspektive zu verstehen und die uns zeigen, wie gottesfürchtige Männlichkeit aussieht. Helft uns, nicht die Beute von Männern zu werden, die uns Böses tun. Helft uns, unsere Söhne besser zu erziehen. Wir lernen so viel von Paaren und Singles, die uns ein Bild von gesunder Ehe und gesundem Single-Sein vermitteln! Bitte, denkt nicht, dass ihr uns nichts zu bieten habt, weil wir uns in unterschiedlichen Lebensabschnitten befinden. Wir brauchen eure Freundschaft.

 

Also, lasst uns bitte Zeit miteinander verbringen. Es muss nichts Besonderes sein. Einige von uns kämpfen immer noch mit dem Schmerz der erfahrenen Ablehnung, und der einzige verantwortliche Erwachsene in der Familie zu sein, braucht all unsere Kraft. Deswegen ist es hilfreich, wenn ihr die Initiative ergreift, damit wir zusammenkommen.

 

Und obwohl wir bedürftig sind, braucht auch ihr das, was Christus uns geschenkt hat: unsere Perspektive, unsere Erfahrung, unseren Dienst. Wir haben Gaben, die wir mit euch teilen können, und wir können euch helfen, eure Lasten zu tragen.

Wir brauchen Führung und Rat.

Der Feind will, dass wir uns isolieren, in Bitterkeit und Opfermentalität ertrinken und anderen die Schuld für unsere Situation geben. Er will, dass wir von der Sicherheit, die die Gemeinde für uns bedeutet, abgeschnitten werden und unsere Befriedigung lieber in romantischen Beziehungen statt in Christus suchen. Er will, dass wir unsere Kinder entweder als anbetungswürdige kleine Engel sehen oder als unbequemen Ballast, den wir abwerfen müssen. Er will, dass wir in unseren eigenen Augen weise sind, unserem Herzen folgen und unsere Familien in die Abgründe von Sünde und Torheit führen.

 

Da kein Ehepartner da ist, dem man Rechenschaft ablegen muss, und der seine Perspektive mit einbringt, brauchen Alleinerziehende umso mehr Gemeindeleiter und reife Brüder und Schwestern an ihrer Seite. Ihr Rat ist lebenswichtig, damit wir in der Spur bleiben. Manchmal empfinden wir uns aber als Belastung. Stolz und Scham halten uns oft davon ab, die nötige Hilfe zu suchen, um unser Leben zu navigieren. Wer will schon immer die arme alleinerziehende Mutter (oder der alleinerziehende Vater!) sein und um Hilfe betteln?

 

Also: Bitte, kommt auf uns zu! Wir brauchen eure Führung. Wir brauchen euren Rat. Fragt uns, ob wir jemand brauchen, mit dem wir grosse Entscheidungen durchsprechen können. Oder arrangiert ein regelmäßiges Treffen, um zu reden und für die Kinder zu beten. Oder bietet uns eine Zweierschaft an, und studiert mit uns, was die Bibel übers Single-Sein sagt. Zieht uns zur Rechenschaft, aber bitte auf sanfte Art. Wir haben schwere Turbulenzen hinter uns.

 

Jemanden in deiner Gemeinde zu fragen: "Wie geht es dir damit, alleinerziehend zu sein?" könnte ein erster Schritt sein, das Gefühl, allein und verlassen zu sein, mit Liebe und Zuwendung zu ersetzen. Vielleicht bist du die Person, die Gott benutzt, um sie oder ihn - zum ersten oder zum tausendsten Mal- zur lebensrettenden Liebe Jesu hinzulotsen.  

Tessa Reed ist britisch-amerikanisch, im Kreativbereich tätig, geboren und aufgewachsen als Kind von Missionaren in Südfrankreich. Sie zieht ihre noch kreativere 16-jährige Tochter auf und arbeitet ehrenamtlich in der Frauenarbeit der Bridgeway Church mit. Als hauptamtliche Kreativdirektorin der City Church Manchester unterstützt sie Gemeinden darin, das Evangelium in Manchester, im Nordwesten Englands und darüber hinaus zu verbreiten.