Aufgeschürfte Knie, gebrochene Herzen und Mütter als Theologinnen

Melissa Kruger

Vor einigen Jahren beobachtete ich, wie meine Tochter mit ihrem Fahrrad den Berg hinunter fuhr, viel zu schnell und nicht sicher genug, um auf dem Fahrrad zu bleiben. Als sie zu Boden stürzte, konnte ich nicht anders, als wegzusehen. Wenn nackte Haut auf Asphalt trifft, ist das immer schmerzhaft – besonders wenn man 6 Jahre alt ist. Die Tränen strömten, während das Blut an ihrem Bein herunterlief. Ich half ihr auf und nahm sie in meine Arme.

 

Zwischen Schluchzern und Hicksern schaute sie mich mit zweifelnden Augen an und sagte: „Mami, warum hat Gott mich nicht beschützt? Er weiss doch alles, oder? Kann er denn nicht alles tun? Warum hat er mich nicht vor dem Hinfallen beschützt?“ 

 

Es war 15 Uhr an einem sonnigen Nachmittag und ganz plötzlich hatte ich Schwierigkeiten, das Problem des Bösen zu erklären, ebenso die Tatsache der Souveränität Gottes und die Frage nach der Güte Gottes. Wir wissen nie, welche Rahmenbedingungen der Herr uns gibt, um unseren Kindern biblische Wahrheiten zu vermitteln. Es könnten aufgeschürfte Knie sein, gebrochene Herzen oder Monster unter dem Bett – mitten in der Nacht. Egal, was wir von uns als Theologinnen halten, jede Mutter vermittelt ihrem Kind jeden Tag etwas über Gott.

 

Die Frage ist nicht, ob wir die Möglichkeit haben werden unsere Kinder zu lehren oder nicht. Die Frage ist: Wie können wir uns darauf vorbereiten, schwierige theologische Fragen zu beantworten, wenn sie aufkommen? Auch wenn du noch nie einen Tag in einem theologischen Seminar verbracht hast, bist du der Professor in deinem Zuhause. Als Eltern legen wir das Fundament für das Verständnis unserer Kinder vom christlichen Glauben – sowohl durch unsere Worte als auch durch unser Handeln. Wie können wir tiefgreifende Wahrheiten auf einfache Art und Weise vermitteln?

Liebe den Herrn

Bevor Mose die Israeliten anwies, ihren Kindern über Gott zu erzählen, gab er ihnen dieses Gebot: „Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ (5. Mose 6,5). Unsere Zuneigung, unsere Freude und unsere Hingabe sollen sich ganz auf Gott konzentrieren. (Auch wenn wir Eltern immer versucht sind, unseren Kindern unsere ganze Zuneigung zu schenken.) Wir sollen ihn lieben, ihm nachfolgen, ihn suchen – mit allem, was wir sind.

 

Und wie können wir das tun? Mose sagte es ihnen im nächsten Vers: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du auf dem Herzen tragen“ (5. Mose 6,6). Wir können unseren Kindern nichts beibringen, was wir selbst nicht verinnerlicht haben. Gottes Wort in unseren Herzen bereitet uns darauf vor, unseren Kindern von Jesus weiter zu erzählen. Lese sein Wort, studiere sein Wort mit anderen zusammen, höre Predigten – tue alles, was du tun kannst, um deinen Verstand mit Gottes Wort zu füllen, damit die Liebe zum Herrn in deinem Herzen wachsen kann. Wenn wir wollen, dass seine Wahrheit uns leicht über die Lippen kommt, müssen wir sein Wort in unser Gedächtnis einpflanzen.

 

Und ich möchte dich ermutigen: Du musst dich nicht in ein Seminar einschreiben, um Gottes Wort zu studieren. Beim Lesen der Bibel werden dein Verständnis und deine Einsicht mit der Zeit wachsen. Fang heute an. Selbst im hektischen Familienalltag – nimm dir jeden Tag 20 Minuten Zeit, um in der Bibel zu lesen. Du schaffst es, das verspreche ich dir! Leg dein Handy weg, mache Netflix aus, lass den Abwasch in der Spüle und geniesse eine kleine Erfrischung für deine Seele.

Lese Bücher

Eine weitere Möglichkeit das theologische Verständnis zu vertiefen ist das Lesen theologischer Bücher. Noch besser ist es, wenn du schwierige Themen auch mit anderen diskutieren kannst. 

 

Ich habe viel von der Weisheit anderer gelernt, während wir gemeinsam ein Buch von John Piper und Justin Taylor studierten. Es half mir, die Fragen meiner Tochter zu beantworten, die dieselben theologischen Herausforderungen aus der Perspektive einer 6-Jährigen hatte. 

Suche Hilfe

Als Ehefrau eines Professors, der auch Pastor ist, habe ich erlebt, wie gerne er anderen hilft, sich mit ihren theologischen Fragen und Herausforderungen auseinanderzusetzen (deshalb ist er ja so lange zur Schule gegangen!). Regelmässig bekommt er Anrufe oder E-Mails von Leuten aus unserer Gemeinde, die ihn fragen, wie sie über ein bestimmtes Thema denken sollen. Sogar Teenager haben ihn schon angerufen, um ihm ihre theologischen Fragen zu stellen. Er freut sich, wenn er ihnen helfen kann.

 

Wenn dein Kind (oder Teeny) dir Fragen stellt und du nicht sicher bist, wie du antworten sollst, ist es okay zu sagen: „Ich bin mir nicht sicher, lass uns Pastor Joe fragen.“ Das hilft unseren Kindern zu erkennen, dass es normal ist, Zweifel oder Fragen zu haben. Wir müssen nicht alle Antworten parat haben, aber wir können unseren Kindern helfen, die richtigen Leute zu finden, die ihnen mit ihren Fragen helfen können.

Lege frühzeitig das Fundament

Als meine Tochter an diesem Tag auf meinem Schoss saß, erinnerte ich sie an die Geschichte von Adam und Eva und wie die Sünde in die Welt kam. Wir haben darüber gesprochen, dass Gott alles gut gemacht hat, aber jetzt ist die Welt wegen der Sünde nicht mehr intakt - die Dinge funktionieren nicht mehr so, wie sie sollten, und Schmerz und Leid sind Teil unserer Welt. Wir sprachen auch darüber, dass Jesus kam, um alle kaputten Dinge zu reparieren, einschliesslich unserer sündigen Herzen. Und dass er uns eines Tages mitnehmen wird in einen neuen Himmel und eine neue Erde, wo es keinen Schmerz, keine Tränen und keine aufgeschürften Knie mehr geben wird. Wir wissen vielleicht nicht, warum er uns hier nicht immer rettet, aber wir können darauf vertrauen, dass er einen Rettungsplan hat.

 

Dieses kurze Gespräch war das Ergebnis von vielen Jahren, die wir damit verbracht hatten, gemeinsam Bibelgeschichten zu lesen. Sie wusste bereits von Adam und Eva und dem Garten Eden. Sie kannte Jesus. Aus dem Katechismus wusste sie, dass Gott alles sieht und alles weiss und dass "Gott alles tun kann, was seinem heiligen Willen entspricht". Die kleinen Lektionen, die wir unseren Kindern durch Lieder, Geschichten und das Auswendiglernen der Bibel geben, bereiten uns (und sie) darauf vor, die Theologie in der Praxis ihres Lebens anzuwenden. Das proaktive Lehren schafft die Grundlage, damit du „davon reden kannst, wenn du in deinem Haus sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mose 6,7). 

 

Anfang des 19. Jahrhunderts predigte Pastor John James folgende Worte über die wichtige Aufgabe von Müttern: „Alle sollten die grossartige Idee verfolgen, dass ihre Familienhäuser die Schulen für die Ewigkeit sind - ihre Kinder die Schüler, sie selbst die Lehrer und die Lehre des Evangeliums die Lektion.“

 

Noch nie habe ich die Theologie so sehr gebraucht wie in der Phase als Mutter. Es geht um unvergängliche Wahrheiten, die wir unvergänglichen Seelen beibringen müssen.  Mögen wir Frauen sein, die lesen; Frauen, die lernen, und Frauen, die Gott mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft lieben.