Geistlicher Missbrauch in der Ehe

Darby Strickland

Ich habe oft mit Frauen zu tun, deren Ehemänner die Heilige Schrift als Waffe benutzen, um sie zu kontrollieren. Beth war eine dieser Frauen. Als ich sie fragte, wie ihr Mann Joe für sie betet, erzählte sie mir das jüngste Beispiel. "Letzte Woche betete er Matthäus 6,24 über mir: ‚Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!‘  Er bat Gott dann, mir zu helfen, nicht so egoistisch und gierig zu sein und mich davor zu bewahren, dem falschen Herrn zu dienen. Er flehte Gott an, über mir zu wachen, weil man mir nicht trauen kann.“ Unter Tränen fuhr sie fort: "Im Gebet sagte er, dass ich keine Selbstkontrolle habe, und dass das bedeutet, dass ich Gott nicht diene, und dass Gott jedes Recht hätte, mich aus seinem Reich zu verstoßen.  Er flehte Gott an, ihm zu helfen, das zu ertragen, was Gott selbst kaum ertragen kann.“ Im weiteren Verlauf des Gesprächs erfuhr ich, dass Beths Mann, ein Ältester ihrer Gemeinde, so darauf reagiert hatte, dass sie das Lebensmittel-Budget für ihre neunköpfige Familie um 6$ überzogen hatte.

 

Nachdem er jahrelang auf diese Weise mit ihr gebetet hatte, war es Beth fast unmöglich, die Bibel aufschlagen, ohne davon auszugehen, dass sie von Gott verdammt war, wie es ihr Mann ihr unterstellte. Sie war dadurch innerlich zerstört. Beten war fast unmöglich geworden. Schlimmer noch, sie konnte die missbrauchenden Worte ihres Mannes nicht mehr unterscheiden von dem, was Gott über sie sagte. Sie war überzeugt, dass sie des Herrn unwürdig und seiner Fürsorge nicht wert war.

 

Wenn Ehemänner die Heilige Schrift benutzen, um ihre Frauen damit zu kontrollieren und zu kritisieren, dann verkehren sie die Absicht Gottes ins Gegenteil. Gott ruft die Ehemänner dazu auf, die Schrift so auf ihre Frauen anzuwenden, dass sie Heiligung bewirkt und Scham und Schande weggenommen werden.

 

„Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch der Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heilige, nachdem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort, damit er sie sich selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, sodass sie weder Flecken noch Runzeln noch etwas Ähnliches habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.“ (Epheser 5,25-27)

 

Die Männer sollten ihren Frauen durch das Wort Gottes vermitteln, dass Jesus sie als seine strahlende Braut liebevoll hegt und pflegt. Sie gehört zu denen, die Jesus liebt und für die er sich selbst geopfert hat. Aber wenn religiöse Unterweisung dazu missbraucht wird, Menschen zu beschämen und auf ihrem Versagen und ihrer Schuld herumzureiten, führt das dazu, dass sie sich ausgeschlossen fühlen von der Tatsache, dass das Opfer Jesu sie mit Ihm vereinigt hat und ihnen zeigt, wie wertvoll sie in Gottes Augen sind. Frauen, die durch eine derartig harte und lieblose Belehrung und Zurechtweisung gedemütigt werden, werden von Hoffnung und Gnade abgeschnitten. Sie glauben irgendwann selbst, dass sie wertlos sind, weil das Hauptaugenmerk immer nur auf ihnen und ihrem Versagen liegt und nicht auf dem, was Jesus getan hat. Das führt zu allen möglichen Verzerrungen.

 

Jesus verwarnt diejenigen aufs Strengste, die anderen predigen und selbst nicht danach handeln, die schwere Lasten zusammenbinden und anderen auf die Schultern legen, aber selbst keinen Finger rühren, um sie tragen zu helfen. In Matthäus 23 spricht Jesus ein siebenfaches „Wehe!“ über diejenigen aus, die anderen drückende Lasten aufladen. Jesus spricht mit grossem Ernst, weil so viel auf dem Spiel steht. Die Anhänger der Pharisäer und Schriftgelehrten schleppten sich mit falschen Lasten ab, die sie daran hinderten, Gott zu folgen. Wie bei Beth stand so vieles, was ihnen gesagt wurde, in direktem Widerspruch zu den tatsächlichen Aussagen des Wortes Gottes.

 

Jesus wollte, dass die Menschen Gott kennenlernen und mit ihm versöhnt werden. Die Pharisäer aber legten ihnen Hindernisse in den Weg. Die Weherufe Jesu machen seine Opposition zu ihrem Tun deutlich. Er zeigt, wie diese sieben Dinge ihn tief bekümmern. Dadurch, dass er die falsche Behandlung, die ihnen widerfahren ist, tadelt, haucht er den Leidtragenden wieder Leben ein. Klar und deutlich nennt er das Unrecht beim Namen.

 

Ich möchte mich hier auf die Aussagen Jesu konzentrieren, die den schweren Schaden sichtbar machen, den die Pharisäer und Schriftgelehrten denjenigen zufügen, für die zu sorgen sie berufen sind. Das wird uns helfen, besser zu verstehen, welche Wunden dieser geistliche Missbrauch in der Ehe schlägt. Jesus sagt, dass die Pharisäer:

  • das Reich Gottes verschliessen,
  • die Schwachen bestehlen,
  • ihre Bekehrten in die Irre führen,
  • sie zu Kindern der Hölle machen, was bedeutet, dass sie sie zu einer falschen Religion bekehren, indem sie Leistung predigen statt Beziehung zum Herrn (Vers 15),
  • falsche und betrügerische Eide schwören und damit Beziehung und Vertrauen zerstören (Verse 16-22),
  • besessen sind von Nebensächlichkeiten, während sie die wichtigeren Dinge des Gesetzes - Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue - vernachlässigen, was die Menschen emotional verletzlich zurücklässt,
  • voll hemmungsloser Gier diejenigen ausnutzen, für die sie eigentlich sorgen sollten,
  • diejenigen schikanieren, für die sie eigentlich als Hirten berufen sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Pharisäer durch ihre geistliche Unterdrückung andere von Gott wegführten. Mit ihren anklagenden, beschämenden Worten fügten sie ihnen immensen Schaden zu. Jesus weist die Pharisäer so streng zurecht, weil sein Herz voller Mitleid mit den Geschädigten ist. Auch wir sollten mitleiden, wenn wir einem solchen Werk der Zerstörung begegnen. Wenn wir versuchen, denen zu helfen, die in der Ehe geistlich missbraucht worden sind, müssen wir uns des Schadens bewusst sein - ganz besonders des Schadens, der in der Beziehung eines Opfers zum Herrn entstanden ist. Wir müssen uns der Wunden bewusst sein, die diese Menschen mit sich herumtragen, und sensibel reagieren, damit wir nicht noch mehr Schaden anrichten, wenn wir ihnen zu Hilfe kommen.

 

Stell dir ein Kind vor, dass sich verletzt hat. Wenn du ihm helfen willst, hat es erst mal Angst. Das hört sich dann so an: "Nicht anfassen, bitte nicht anfassen, Mama! Das tut weh! Nein!" Lieber versteckt das Kind seine Wunde und weint, als dass es jemanden ranlässt, um sich der Wunde anzunehmen. Es weiss instinktiv, dass es weh tun wird, wenn jemand sich damit befasst. Oder denk an jemanden mit Verbrennungen. Du musst seine Wunden nicht einmal berühren, um ihm noch mehr Schmerzen zu bereiten; schon der Luftzug, den dein Näherkommen auslöst, trifft ihn schmerzhaft.  Mit geistlichen Wunden ist es ähnlich. Wenn wir nahe herangehen, wenn wir in der Geschichte einer Person herumbohren, ja, selbst wenn wir die Heilige Schrift anwenden, kann das den Schmerz vergrössern. Sogar unsere guten Absichten und Worte des Glaubens können den Opfern wehtun.

 

Unsere Hilfe soll bewirken, dass das Opfer erkennt, wie Jesus wirklich ist. Die Beziehung zu Ihm soll wiederhergestellt werden. Die Herausforderung besteht darin, auf dieses Ziel in einer effektiven Weise hinzuarbeiten. Nicht nur das Ziel, sondern auch der Prozess, der dahin führt, muss Heilung vermitteln.

 

Wie also kann dieser Prozess aussehen? Im Folgenden werden wir uns mit den konkreten Möglichkeiten befassen, wie verwundete Herzen durch die Heilige Schrift wieder heil werden können. Wir sprechen von geistlichem Missbrauch, wenn ein Unterdrücker Kontrolle und Herrschaft erlangt, indem er die Heilige Schrift, christliche Lehre oder seine Führungsrolle als Waffe einsetzt. Wenn ein Ehemann eine auf Kontrolle ausgerichtete Führungsrolle an den Tag legt, indem er Macht ausübt, Unterwerfung fordert oder die Heilige Schrift im Alltag oder in einer Auseinandersetzung zur Beschämung und Bestrafung einsetzt, dann sind dies Anzeichen für geistlichen Missbrauch.

 

Wenn jemand zum Zweck solchen geistlichen Missbrauchs die Heilige Schrift verdreht, um seinen Ehepartner zu attackieren, kann es sich anfühlen, als ob der Angriff von Gott selbst kommt. Auch wenn die Heilige Schrift aus dem Zusammenhang gerissen, verzerrt und als Waffe benutzt wird, kann der Eindruck entstehen, dass die Beschämung von Gott ausgeht. Wenn für den Missbrauch Bibelverse und -lehre eingesetzt werden, können die Unterdrückten in der Regel nicht erkennen, dass das, was ihnen gesagt wird, falsch ist. Das macht es so schwierig für die Opfer, den Fehler zu identifizieren, und für uns, ihnen zu helfen, das wahre Evangelium von den Lügen zu unterscheiden, die ihnen erzählt worden sind. Wir müssen also behutsam und weise vorgehen, um es richtig zu machen.

 

Wie können wir müde, belastete Menschen dazu einladen, sich neu erquicken zu lassen, wenn ihre Erfahrung mit der Schrift so negativ war? Die folgende Liste wird dir helfen, diese Frage zu durchdenken.

HÖRE ZU, UM ZU VERSTEHEN

Zunächst musst du dir Zeit nehmen, um das volle Ausmass des Schadens zu überblicken. Hör genau hin, welche Worte und Verse es sind, die wie Pfeile ins Herz eingedrungen und stecken geblieben sind. Du solltest nicht den Fehler begehen, dieselben Verse und Begriffe zu verwenden. Wenn du mit jemand sprichst, der geistlich missbraucht worden ist, achte darauf, wie die Person bestimmte Worte und Begriffe hört oder interpretiert. Bevor du sprichst, versetze dich in sie hinein, wie sich das für sie anhören wird. Je weniger du redest, wenn sie beginnt, ihre Not aufzudecken, desto mehr wirst du darüber erfahren, was man ihr gesagt hat und was zur Überzeugung geworden ist. Es mag verlockend sein, falsche Auslegungen der Heiligen Schrift gleich zu korrigieren. Aber es ist wichtig, dass die Person die ganze Geschichte erzählt, damit du dir ein Bild davon machen kannst, welche Lügen gehört und übernommen wurden. Versuche, folgende Dinge in Erfahrung zu bringen:

  • welche spezifischen Lehren oder Passagen verwendet wurden, um zu attackieren oder zu kontrollieren,
  • wie es sich anfühlt, mit diesen Verletzungen zu leben,

wie diese Verletzungen die Wahrnehmung der Person prägen in Bezug auf:

  • Christen
  • die Gemeinde
  • Ehe
  • Autoritätspersonen
  • die Bibel
  • Gott.

 

Die Kenntnis der Geschichte eines Opfers, seiner Umgebung, seiner besonderen Verletzungen, seiner Beziehung zur Gemeinschaft und seines Umgangs mit der Heiligen Schrift wird dir helfen, dich gut um es zu kümmern.

SPRICH VERZERRUNGEN BEHUTSAM AN

Zweitens, sei dir bewusst, dass das Opfer nicht klar sehen kann. Wenn ihr nach und nach den Missbrauch ans Licht bringt, wird es für dich schnell ersichtlich werden, wo die Schrift verdreht und missbräuchlich angewandt wurde. Dir wird klar sein, was falsch ist an dem, was der Täter gesagt hat. Dein Denken und dein Gewissen waren ja nicht seine Zielscheibe. Du hast die emotionale Distanz und deshalb eine andere Perspektive. Aber die Frau empfindet das ganz anders. Sie befindet sich mitten im Nebel. Vielleicht empfindet sie vage, dass etwas nicht stimmt, vielleicht ist sie aber auch im tiefsten Herzen von dem überzeugt, was der Täter über sie und über den Herrn gesagt hat. Behalte bitte im Hinterkopf, dass ein Appell an die Bibel zu diesem Zeitpunkt die Dinge vorübergehend verschlimmern könnte.

 

Die Betroffenen haben die Tendenz, aus den Bibelstellen, die wir ihnen geben, genau die Verzerrungen herauszuhören, die zu glauben sie konditioniert worden sind. Dieser Prozess ist komplex, weil die Wahrheit zu Lügen verdreht und umfunktioniert wurde. Satan hat das schon im Garten Eden gemacht. Er hat Gottes gute Worte verdreht und verdorben. So gelang es ihm, die Wahrheit zu verdunkeln und dadurch grossen Schaden anzurichten.

Ein verwundetes Herz braucht Fürsorge, keine Diskussionen

Drittens: Diskutiere nicht und halte den Opfern keine Vorträge. Was geschehen ist, ist falsch, und während du die Bibel benutzen kannst, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, ist dies kein Kampf um korrekte theologische Auslegungen. Nach der Weise Jesu - sanft und geduldig - müssen wir den verwundeten Herzen nachgehen. Er stellt Fragen. Wie Jesus müssen wir die Wunde behutsam freilegen. Irgendwann kommt dann der Punkt, wo du durch die Lehre der Schrift die Wiederherstellung in Gang setzen kannst, aber zuerst musst du die Person kennenlernen und fürsorglich mit ihr umgehen.

 

Eine Frau, Rebekah, erzählte mir, wie sie ihren Pastor um Hilfe bat. Ihr Sohn hatte 40 Grad Fieber, und ihr Mann hatte ihr verboten, mit ihrem Baby zum Arzt zu gehen. Der Pastor sagte: "Du musst deinem Mann gehorchen. Dein Kind wird nur geheilt, wenn du ihm gehorchst." Er sagte ihr, Gott würde sie nach ihrem Gehorsam beurteilen, und wenn ihr Kind sterben würde, dann deshalb, weil sie ihren Mann nicht respektiert habe. Die Art und Weise, wie ihr Mann und der Pastor 1. Petrus 3,1 anwandten, ist völlig unausgewogen und verzerrt. Sie befand sich jedoch in einer Ehe- und Gemeindekultur, in der die Leiter diese Verzerrung der Wahrheit immer wieder bekräftigten. Sie konnte sie nicht biblisch entwirren, nur instinktiv. Ich wäre im Gespräch mit ihr nicht weitergekommen, wenn ich nur versucht hätte, 1. Petrus 3 zügig für sie neu zu interpretieren und zu erklären.

Gib Raum für Trauer und Klage

Viertens ist es unerlässlich, dass die Opfer über ihre Verletzungen klagen dürfen. Du musst ein Ohr dafür haben, wie ihr Herz schreit. Möglicherweise wirst du Wut, Frustration, Angst und viele andere verworrene und verwirrende Emotionen bei ihnen lostreten. Du musst keine Antworten haben; du musst der Frau nur helfen, über die ausserordentlich schwere geistliche Last, die sie trägt, und über den Schaden, der dadurch in ihr angerichtet wurde, zu reden und zu klagen.

 

Rechne damit, dass das Opfer vielleicht nicht in der Lage ist, den wahren, liebenden Gott zu erkennen. Es ist davon auszugehen, dass der wiederholte Missbrauch in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen ihr ein falsches Bild davon vermittelt hat, wer Gott ist und wie er sich ihr gegenüber verhält. Wahrscheinlich hat sie eine verdrehte Sicht von Gott und hält ihn für einen harten und unversöhnlichen Richter.

Überbringe Jesu Einladung zur Ruhe

Fünftens, lade sie zur Ruhe ein. Jesus lädt die Müden und Belasteten ein, zu ihm zu kommen und Ruhe zu finden (Matthäus 11,28). Diese Einladung steht schon in Jeremia 31,25: "Denn ich will die ermattete Seele erquicken und jede schmachtende Seele sättigen!". Die Müden haben sich lange abgekämpft und geschuftet. Die Schwerbeladenen taumeln unter unerträglichen Lasten. In Matthäus 11 spricht Jesus voll Zartgefühl mit denen, die unter den bedrückenden Worten der Führer Israels und ihrer falschen Anwendung von Gesetz und Schrift leiden.

 

Wir können sie mit denen vergleichen, die in ihren Ehen unter geistlicher Unterdrückung leiden. Jesus lädt sie ein, in ihm Ruhe zu finden, weil er anders ist. Er erquickt die Seelen, indem er das Gesetz erfüllt, damit sie unbelastet sein und Frieden mit Gott haben können. Das ist eine Ruhe, die allein auf dem basiert, was Jesus getan hat. Danach lädt Jesus sie ein, sein Joch auf sich zu nehmen. Dies ist nicht das Joch des mosaischen Gesetzes, sondern das Joch, von ihm zu lernen - oder wie Kolosser 2 sagt, in ihm zu wandeln, in ihm auferbaut und verwurzelt zu werden, nachdem er all die Arbeit getan hat.

Mach die Freundlichkeit Jesu sichtbar

Sechstens: Mach die Freundlichkeit Jesu sichtbar. Jesus geht zartfühlend mit den Verwundeten um. Er ist eine ganz andere Art von Meister. In den Evangelien sehen wir immer wieder, wie das Leid seines Volkes auf ihm lastet. Im Gegensatz zu den Unterdrückern stellt er keine Forderungen. Er nimmt Lasten ab. Wenn es gelingt, dass die Personen die Freundlichkeit Jesu sehen, kann das Bild, das sie von ihm haben, repariert werden. Er ist nicht das, was ihnen bisher als Religion und Person angeboten wurde; diese Begegnung mit ihm unterscheidet sich grundsätzlich von ihren vorigen Erfahrungen.

 

Es gibt noch eine weitere Darstellung der Freundlichkeit Jesu, die Opfern zum Segen werden kann. Als Jesus am Kreuz hing in seiner dunkelsten Stunde – er hat den Tod vor Augen und muss viele Stunden körperlicher Schmerzen und die Trennung von Gott durchleiden - war sein Fokus auf die Menschen um ihn herum gerichtet. Er sieht seine Mutter und bittet Johannes, für sie zu sorgen. Er sieht die für seinen Tod Verantwortlichen und zeigt sich besorgt um sie und bittet: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Dem reumütigen Dieb am Kreuz verspricht er Rettung.

 

Nicht nur sorgt er sich um andere, sondern wir sehen auch, wie Jesus seine Macht gebraucht bzw. nicht gebraucht. Jesus stand ungeheure Kraft zur Verfügung, aber er wandte sie nicht an. Er wusste, dass er sterben musste, um uns Erlösung zu bringen. Er legte seine Kraft und Macht beiseite. Er war sanftmütig - zum Wohle der Schwachen. Er beweist, dass er kein herrschsüchtiger Tyrann ist, sondern ein sanftmütiger König. Auch in diesem Bild zeigt er sich als das genaue Gegenteil von Unterdrückern, die ihre Macht missbrauchen und nicht bereit sind, sich selbst zu opfern, um andere zu emporzuheben.

Lebe die die Sanftmut Jesu vor

Und schliesslich: Wie können wir diese überraschende Sanftmut Jesu denen zeigen, die ihn nicht durch diese Linse sehen? Zunächst muss sie durch die Art zum Ausdruck kommen, wie wir mit den Verwundeten umgehen. Es reicht nicht aus, die Verwundeten über die Sanftmut Jesu zu belehren; wir sind aufgerufen, die Schrift vor diesen empfindsamen Seelen auszuleben. Die Lehren des Paulus zeigen, wie wichtig es ihm war, Jesus korrekt zu repräsentieren (Galater 4,1; 1. Korinther 4,21; 2. Korinther 10,1). Wir müssen seine Sanftmut „zum Anfassen“ vorleben, um ihnen eine Geschmacksprobe von dem sanftmütigen Heiland zu geben.

 

Paulus weist Timotheus an, auch diejenigen, die sich ihm widersetzen, mit Sanftmut zurechtzuweisen (2. Timotheus 2,25). Wir sind aufgerufen, Sanftmut auszustrahlen. Sei darauf gefasst, dass du in deinem Umgang mit den Opfern manchmal versagen wirst. Dann erlaube ihnen, dir zu sagen, dass du sie verletzt hast, dass du sie versehentlich beschämt hast, dass du zu schnell vorgegangen bist, dass du sie zu sehr gedrängt oder angepredigt hast. Das ist hart, aber notwendig!

 

Diese Frauen sind von repressiven Menschen verletzt worden, denen es an Demut mangelte. Unser Verhalten und unsere Reaktionen müssen in deutlichem Kontrast dazu stehen. Unterdrücker lassen keine Korrektur zu, deshalb sollten wir Jesus besser darstellen, indem wir sie regelmässig bitten, uns mitzuteilen, wie wir sie verletzt haben, oder wo wir und andere nicht wirklich verstanden haben, was in ihrem Herzen vorging. Wir müssen wie Paulus darin vorangehen, zu zeigen, wie sehr wir selbst Jesus brauchen. Wir sind an ihrer Seite, nicht über ihnen. Auch wir haben einen freundlichen Erlöser so sehr nötig.

 

Es ist mein Gebet, dass dein Bemühen, die zu lieben, die geistlich unterdrückt worden sind, dazu führt, dass sie Jesus so kennenlernen, wie er wirklich ist. 

Ein Artikel von Darby Strickland. Erschienen am 18.09.2019 unter dem Titel Spiritual Abuse in Marriage (ursprünglich in zwei Teilen) bei CCEF. Übersetzt von Ruth Metzger.

 

Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt durch die Christian Counseling & Educational Foundation (CCEF) © 2020. Der Original Artikel lautet entitled Spiritual Abuse in Marriage, Copyright © 2019 und wurde von Darby Strickland am 18.09.2019 auf der ccef.org Homepage veröffentlicht. Jeglicher Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf in keiner Weise ohne schriftliche Erlaubnis von CCEF verwendet werden. Für weitere Informationen über Materialien, Veranstaltungen, Lehrinhalte und Vorlesungen besuchen Sie bitte www.ccef.org

 

Vollständig übersetzt mit Erlaubnis der Christian Counseling & Educational Fundation (CCEF) von Ruth Metzger für glaubend.de in Königsfeld, Deutschland. Die völlige Verantwortung für die Übersetzung liegt beim Übersetzer.