Geschlechtsdysphorie – Versuch einer biblischen Deutung

Beat Tanner (2024)

«Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.» Römer 5,1

Erinnern Sie sich? Vor ein paar Jahren hat die Migros den Slogan «Feel good» zu Werbezwecken kreiert. Die Migros hat damit eine Gesellschaftstheorie, dass der Sinn des Lebens im 21. Jahrhundert ist, sich gut zu fühlen, mit diesem Motto zu eigen gemacht und damit den Nerv der Zeit getroffen. Ich ahnte damals noch nicht, dass sich gut fühlen, oder der sogenannte Emotivismus, zur Grundlage der Geschlechtsdysphorie, des Transgenderismus und Transvestismus gehört. Doch gehen wir der Reihe nach. Bei Wikipedia findet wir folgende Definition für die Geschlechtsdysphorie:

 

«Geschlechtsdysphorie des Kindes- und Jugendalters bezeichnet eine mit Leiden oder Beeinträchtigung einhergehende Genderinkongruenz zwischen dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht und dem von einem transgeschlechtlichen Kind oder Jugendlichen als richtig empfundenen Geschlecht.»

 

Das Problem findet sich beim Ausdruck «dem empfundenen Geschlecht», also dem erwähnten «Empfinden» oder bei den «Gefühlen». Wir leben in einer Welt, die das subjektive Gefühl und das Empfinden zu höchster Autorität erklärt hat: Nämlich «das richtig empfundene Geschlecht». Die Betonung liegt auf «richtig» und «empfunden». Oft ist es auch bekennenden Christen nicht bewusst, dass wenn sie Gefühle zur höchsten Autorität erheben, also ihre persönlichen, emotionalen und seelischen Vorlieben, sich von dem transzendenten Gott der Bibel abkoppeln. Der bekennende Glaube unterwirft sich dem subjektiven funktionalen Glauben. Mit anderen Worten, den Glauben, den wir bekennen, ist losgelöst von unserem Glauben, den wir im Alltag leben.

 

Die Ethik der heutigen Gesellschaft, also das, was gut und schlecht ist, ist im Empfinden und den Gefühlen unserer sündhaften Bedürfnisse verankert und nicht mehr im Wort Gottes.

 

Das Hauptproblem ist, dass die Gefühle von jeglicher transzendenten Moral abgekoppelt werden. Die Gefühle werden zu einem inneren Kompass erklärt. Dieser innere Kompass oder eben die Gefühle werden dann zur individuellen, subjektiven Moral erklärt, zur unumstösslichen von der Gesellschaft anerkannten Moral wird.

 

Eine objektive, transzendente Wahrheit hat somit keinen Platz mehr in unserem Denken. Nicht umsonst erinnert uns Paulus daran, dass wir unser Denken nicht der Welt gleichstellen sollen. Denn dieser gesellschaftliche Konsens des Emotivismus, atmet auch die christliche Gemeinde mit jedem Atemzug ein. Die Luft, die uns sagt, «Hauptsache, du fühlst dich gut!» Und, ich möchte hinzufügen, es ist diese Luft, mit der wir bewusst oder unbewusst unsere Seele ernähren, anstatt mit der Weisheit und Erkenntnis Christi.

 

Kein Wunder, finden sich darum auch viele verunsicherte, aber auch von diesem Denken der Welt überzeugte Eltern in unseren christlichen Gemeinden.

 

Diese Situation war schon im Garten Eden so. Weder die Weisheit noch die Erkenntnis Gottes und sein Gebot «nicht von der Frucht dieses Baumes zu essen» bestimmten das Handeln von Eva. Es ist offensichtlich, dass Eva von ihrer inneren Stimme von Gefühlen und Begierden geleitet wurde. Gott als die höchste Autorität wurde von dem Entscheid ausgeschlossen. Dafür wurden die Emotionen und die Begierden als höchste Autorität akzeptiert. Wir wählen, was wir glauben, was uns die grösste Lust und Freude bringt. Wir lesen:

 

«Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte.» 1. Mose 3,6

 

Ein Kind oder Jugendlicher, der sich im falschen Körper fühlt, erlebt also dieselbe Versuchung wie sie Eva und Adam beim Sündenfall erlebten. Keine objektiven, äusseren Gebote oder Fakten sollen mein Leben einschränken. Allein mein subjektives Gefühl meines «Selbst» und meine Begierden, soll mein «Gott» sein. Trueman schreibt treffend über die Transgender-Person:

 

«Die innere Stimme, befreit von allen äusseren Einflüssen – sogar losgelöst von den Chromosomen und primären Geschlechtsmerkmalen des Körpers – formt die Identität der Transgender-Person.»

Carl R. Trueman: Der Siegeszug des modernen Selbst. S. 146

 

Der bis anhin geltende Sachverhalt, dass sich das Geschlecht eines Menschen sich objektiv durch seinen Körper ausdrückt, ist durch subjektive Gefühle des individuellen Menschen aufgehoben worden. Wegen dieser Hinwendung unserer Herzen von der Objektivität des Wort Gottes zur Subjektivität der Gefühle, sollen wir uns täglich Christus vor Augen malen, um diesem Betrug der Sünde nicht anheim zu fallen (Hebräer 3,13).

 

Der Konsens, dass die Gefühle die oberste Autorität sind, ist in der Gesellschaft anerkannt und dementsprechend ist auch die Beratung von sogenannten Fachpersonen geprägt oder durchtränkt. Der gesellschaftliche Konsens ist zurzeit, dass jede Person fei von allen Zwängen, allein auf der Grundlage ihres subjektiven emotionalen Befindens entscheiden soll. Denn subjektive Gefühle und Emotionen werden zur höchsten Autorität und damit zu einem falschen Gott gemacht.

 

Dieser sogenannte Emotivismus ist zu einer normativen Gesellschaftstheorie geworden, dessen Gedankengut das öffentliche und private Leben durchtränkt (Siehe dazu Trueman, Der Siegeszug des modernen Selbst. S. 100). Die Puritaner haben die Gefahr des Emotivismus erkannt. Sie haben deshalb folgendes Gebet geschrieben:

 

Oh, HERR,

Ich halte mich fest an dir; ich sehe, glaube, lebe, wenn dein Wille und nicht mein Wille geschieht.

Ich kann mich auf nichts in mir selbst berufen;

da ist weder Würdigkeit noch Gnade,

um mich auf deine Fürsorge oder Verheissungen zu stützen;

Ich berufe mich allein auf dein gnädiges Wohlgefallen.

Wenn deine Gnade mich arm und elend macht: Dir allein die Ehre!

Gebete, die aus meinen Bedürfnissen aufsteigen, sind die Vorboten kommenden Segens.

Hilf mir, dich zu ehren, indem ich glaube, bevor ich fühle,

denn gross ist die Sünde, wenn ich die Gefühle zum Grund meines Glaubens mache. 

The Valley of Vision. A Collection of Puritan Prayers and Devotions. Edinburgh. The Banner Of Truth Trust.  S. 9

Genügsamkeit und Autorität der Schrift

Denn mit dem Emotivismus verlassen wir den festen Grund der Genügsamkeit und der Autorität der Schrift. Petrus sagt: «Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.» (Johannes 6,68). 

 

Der Fokus liegt auf Christus und seinem Wort. Nach dem Verrat von Petrus hat Jesus ihn nicht gescholten, nicht nach seiner Lehre, nicht nach seiner Hingabe oder seinem Glauben gefragt. Nur die eine Frage: «Liebst du mich?» - Haben wir Liebe für Jesus und die Freude an seinem Wort? - Was ist unsere eigene und ehrliche Antwort auf diese Frage?

 

Die Schätze der Weisheit und Erkenntnis Christi sind schwieriger sich zu eigen machen als die Gefühle, die einen Menschen leicht überwältigen und bestimmen können. Schätze der Weisheit und Erkenntnis müssen gesucht, entdeckt und gefunden werden. Dies kostet Zeit, mentale und körperliche Anstrengung (siehe dazu Sprüche 2,1-5). Genau zu dieser Anstrengung sind wir oft nicht mehr bereit. Eine schnelle Lösung wird bevorzugt. 

 

Weisheit und Erkenntnis ist auch immer etwas, das ausserhalb von unserem eigenen «Ich» gefunden wird und gleichzeitig eine Person, nämlich Jesus Christus. ER ist der Schatz im Acker, der das echte Gefühl der Freude bewirkt. Freude nach der wir zutiefst in unserem Herzens suchen (siehe dazu z. B. Psalm 42). An diesem Schatz im Acker sind schon viele vorbeigelaufen sind, weil sie ihr eigenes Gefühl zum Heil erkoren haben und nicht Jesus. Selbst der Bauer, dem der Acker gehörte, hat ihn nicht gesehen. Doch beim näheren Hinsehen wird klar. Beim Pflügen müsste er diesen Schatz gesehen haben. Der Pflug muss sich am Schatz verfangen haben. Denn wie hätte ihn ein Mensch, der am Acker vorüberging, diesen Schatz sonst sehen können, wenn der Schatz an der Oberfläche war, dass er dem Pflug zu einem Hindernis wurde? Und trotzdem hatte der Bauer den Acker mit dem wertvollsten Schatz verkauft … . Warum wohl? Vielleicht weil der Schatz noch von der Erde des Ackers verschmutzt war und der Schatz halt erst zu glänzen beginnt, wenn das Gold vom Schmutz des Ackers gereinigt ist? Lasst uns aber bedenken, dass wenn uns unsere Gefühle blind für Gott machen, wir die Schätze Christi einfach unbeachtet liegen lassen. Unsere Herzen brauchen die Reinigung unserer Sünde (siehe dazu 1. Johannes 1,9), nämlich die Gefühle zu Gott gemacht zu haben, um den Schatz zu sehen. Jesus sagt:

 

«Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.» Matthäus 5,8

 

Unsere Sünde, die eigenen Gefühle zu Gott zu erheben, ist Sünde. Sünde macht uns blind den Reichtum Christi zu erkennen. Anstatt Busse zu tun und umzukehren, fahren wir lieber x-Mal mit dem Pflug über den uns störenden Schatz und ärgern uns somit über den Anspruch Christi, dass Er die Wahrheit und Leben ist. Kommt dann ein Interessent für diesen Acker mit einem billigen Evangelium, sind wir froh ihn mitsamt diesem unser Leben «störenden Hindernis» verkaufen zu können. Erleichtert, dass wir die störende Weisheit und Erkenntnis Christi endlich los sind, die ständig in unser Gewissen redet. Die Wahrheit ist das Versprechen Gottes:

 

«Habe deine Lust am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.» Psalm 37,4

 

Das Problem liegt nicht darin, dass wir Freude erfahren wollen. Das Problem liegt darin, ob wir uns mit der irdischen und zeitlichen Freude zufriedengeben, oder unsere ewige und nicht endende Freude Gott selber ist: …  und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker (Matthäus 13,44). Denn diese Freude an Gott ist unsere Stärke und Zufluchtsort im Leben und im Sterben. Der Prophet Nehemia schreibt deshalb: 

 

«Und seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke [Hebräisch: Zufluchtsort].» Nehemia 8,10

 

Beten wir deshalb mit Paulus für diesen Schatz der Erkenntnis für uns und unsere Kinder:

 

«Darum lassen wir auch von dem Tag an, an dem wir's gehört haben, nicht ab, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht, dass ihr des Herrn würdig lebt, ihm in allen Stücken gefallt und Frucht bringt in jedem guten Werk und wachst in der Erkenntnis Gottes und gestärkt werdet mit aller Kraft durch seine herrliche Macht zu aller Geduld und Langmut.» Kolosser 1,9-11

 

Jesus Christus ändert sich nicht je nach Situation oder passt sich dem jetzigen gesellschaftlichen ethischen Emotivismus an. Wenn wir uns von unseren eigenen subjektiven Gefühlen und Erkennen leiten lassen, werden diese zu unserem Gott und in der Konsequenz erheben wir uns in unserem Stolz selbst zu Gott. Unsere Gefühle zu Gott zu machen, anstatt uns Seinem Wort zu unterstellen, ist die Wiederholung des Sündenfalles. Sein Wort weist uns darauf hin, dass die Freunde in Gott allein zu finden ist. Und nicht im Begehren nach einem subjektiven Gefühl, dass von uns zum Heil erklärt wird. Das wird zur Übertretung des ersten Gebotes, dass wir keine anderen Götter neben IHM haben sollen. Das Heil wird nur in der Freude an Gott gefunden:

 

«Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir, mein ganzer Mensch verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.» Psalm 63,2

 

Die Anrede «Gott, mein Gott» [Elohim, Eli] bedeutet, dass wir den wahren und lebendigen Gott in Ehrfurcht anbeten sollen, weil er unsere Lebenskraft ist. C.H. Spurgeon schreibt dazu. «Wir könnten Davids Worte also umschreiben: O du zu Fürchtender [Ehrfurcht], meine Stärke oder mein starker Gott bist du» (C.H. Spurgeon. Die Schatzkammer Davids. S. 842). 

 

Jesus hingegen führt uns dorthin, wo unsere unruhige Seele Ruhe findet. Nämlich von der Lüge des subjektiven Gefühls im «falschen» Körper geboren zu sein, hin zur Gemeinschaft mit IHM in der Furcht Gottes. Augustinus bekennt, dass Gott unser Zufluchtsort ist, indem wir zur Ruhe kommen. Wir dürfen sein Bekenntnis auch zu unserem Bekenntnis machen:

 

«Und dich will loben ein Mensch, ein winziger Teil deiner Schöpfung, ein Mensch, der schwer trägt an der Bürde seiner Sterblichkeit, schwer trägt auch am Zeugnis seiner Sünde und am Zeugnis, dass "du den Stolzen widerstehest". Und dennoch will dich loben der Mensch, selbst ein Teil deiner Schöpfung. Du selbst veranlasst ihn, in deinem Preis eine Wonne zu suchen, denn geschaffen hast du uns im Hinblick auf dich, und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir» (Aurelius Augustinus: Bekenntnisse 1.1.). 

Seelsorge

Kinder und Jugendliche sind oft zwischen dem Gefühl ihrer Allmacht und dem Gefühl der Minderwertigkeit, «Ich schaffe es nicht», hin und hergerissen. Sich auf der einen Seite sich selbst zu Gott erheben, ist nur der eine Pol. Das Gefühl der Minderwertigkeit bis hin zur Selbst-Verachtung im Herzen des Jugendlichen, ist der Pol auf andere Seite. Ich erlebe es oft, dass Kinder und Jugendliche zwischen dem Wahn der Allmacht und der Selbstbestimmung und dem Gefühl des Versagens hin und her gerissen sind. Um diese Gefühle auszubalancieren, wählen sie den Weg der schnellen emotionalen Befriedigung.

 

Eine Bestätigung subjektiver Gefühle als Grundlage einer legitimen Ethik und die damit verbundene Auflösung dieser Spannung durch eine sogenannte Fachpersonen, d.h. eine affirmative Therapie oder Medikamente und Operationen ist nur eine vorübergehende Erleichterung innerer seelischen Konflikte, die durch die Sünde verursacht wird. Solche Selbsterlösungspraktiken werden das betroffene Kind immer auf sich allein gestellt zurücklassen. Und das ist ein unbarmherziges Verhalten. Wer argumentiert, dass es Liebe sei, ein Kind, dass unter der Spannung seiner Geschlechtsinkongruenz leidet, durch eine affirmative Therapie zu befreien, missversteht das Wesen der Liebe. Liebe ist der Wahrheit verpflichtet und deckt die Lüge des Transgenderismus auf. Das Interview von Regula Lehmann mit einer jungen Frau, die sich von dieser Lüge abgewendet und sich der biblischen Wahrheit zugewendet hat, zeigt diesen Sachverhalt eindrücklich auf. Dieses Interview wird mit dem nächsten Theologie-Heute verschickt werden. 

 

Denn dieser innere Konflikt kann nur durch die Wahrheit des Evangeliums und nur durch die Zuwendung einer Person, nämlich Jesus Christus, gelöst werden. 

 

Ich bin in meiner Praxis in über 90% der Situationen nur mit den Eltern unterwegs. Es gibt aber Ausnahmen. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Kinder zum Beispiel ältere Teenager sind und Seelsorge auch wünschen und wenn die Eltern aus psychischen Gründen nicht mehr in der Lage sind dem Kind genügend Sicherheit zu geben, weil sie mit ihrem Kind in einer zu angespannten Beziehung leben. Oft übernimmt in solchen Situationen jemanden anderes aus unserem Seelsorge-Team diese Aufgabe den Teenager zu betreuen, während ich mit den Eltern unterwegs sein darf. So kann eine andere Vertrauensperson in die Presche springen, der dem jungen Erwachsenen und den Eltern hilft, sich mit miteinander wieder zu versöhnen. Schlussendlich ist es aber die Person Jesu Christus selbst, nämlich Christus in uns, die uns von der Lüge der subjektiven emotionalen Interpretation unseres «Selbst» erlöst (siehe dazu Kolosser 1,27). Darum bekräftigt der Prophet Micha uns zu demütigen, indem wir uns unter sein Wort zu stellen:

 

«Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.» Micha 6,8  

 

Was in einer solchen Situation im wahrsten Sinne des Wortes notwendig ist, ist eine Seelsorge, die auf biblischer Grundlage die Eltern begleiten kann und für sie und das Kind eine objektive und barmherzige Sicht in dieser Situation einnimmt. Keine zu schnellen Ratschläge, dafür ein Verstehen der Not der Eltern und gleichzeitig das Verstehen der Not des Kindes. Der Seelsorger wird das objektive Wort Gottes wieder als Richtschnur für die subjektiven Gefühle der ganzen Familie gegenüberstellen. Denn Gefühle definieren nicht unser «Selbst», noch beschreiben sie, wer wir sind. Vaughan Roberts schreibt: «Wir sollten unseren alten Begierden nicht erlauben, unsere Identität zu definieren. Sondern wir sollten Jesus Christus erlauben, durch seinen Geist uns die Identität als Söhne oder Töchter Gottes zu geben.» (Roberts. Transgender. S. 66). 

 

Mit anderen Worten, wir brauchen biblische Seelsorger, die den Mut haben von dem Betrug der subjektiven Gefühlsbestimmung liebevoll und geduldig auf die objektive Wahrheit der Schrift hinzuweisen. Der Psalm 119 zum Beispiel stellt das Wort Gottes immer wieder als das Kostbarste und die einzige wirkliche Nahrung für unsere Seele dar:

 

«HERR, lass mir deine Gnade widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort, dass ich antworten kann dem, der mich schmäht; denn ich verlasse mich auf dein Wort.» Psalm 119,41- 42

 

Biblische Seelsorger machen sich mit den Eltern und dem Kind zusammen mit Jesus zu Jesus hin auf den Weg zu seinem Gnadenthron. Es sind Seelsorger, die im Gebet für die Brüder und Schwestern in Christi ringen und sie in aller Weisheit zu Christus hinführen (Kolosser 1,28).  

 

Lesen wir doch den folgenden Text im Kolosserbrief sorgfältig durch:

 

«Ich will euch nämlich wissen lassen, welchen Kampf ich um euch führe und um die in Laodizea und um alle, die mich nicht von Angesicht gesehen haben, damit ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden.  Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe. Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar. Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.» Kolosser 2,1-8

 

Der Kampf den hier Paulus beschreibt, ist neben der praktischen Begleitung (Galater 6,1-2), das Gebet für die einzelnen Christen seiner Gemeinde (siehe dazu Kolosser 4,12). Eltern mit Trans-Kindern brauchen deshalb auch dringend eine Ortsgemeinde, die Eltern mit Kindern, welche unter dem Transvestismus leiden, in ihrer notvollen Situation unterstützen. Zu diesem Thema folgt ebenfalls einen Artikel im «Theologie-Heute» mit dem Titel: «Die Sorge für Familien mit Transvestismus bei Kindern» von John Piper.

Buchhinweise

Wer sich in dieses Thema noch weiter vertiefen will, sind folgende Bücher empfohlen:

  • Roberts, Vaughen (2016): Transgender. The Good Book Company
  • Martin, David (2020): Wer oder was bin ich? Ein Vater erklärt seinen Kindern Gender. Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg.
  • C.H. Spurgeon (2004): Die Schatzkammer Davids. Eine Auslegung der Psalmen von C.H. Spurgeon. CLV 
  • Lehmann, Regula, Nicola Vollkommer (2022): Wenn Kinder andere Wege gehen. Wie Beziehungen in Klarheit und Liebe möglich bleiben. Ein Eltern-Navi. Fontis-Verlag
  • Piper, John (2010): Sehnsucht nach Gott. Leben als «christlicher Geniesser»
  • Smith, Christian; Denton, Melinda Lundquist (2005): Soul Searching: The Religious and Spiritual Lives of American Teenagers. 
  • Tanner, Beat (2020): Von Prinzessinnen, Prinzen und ihren Untertanen. Ein biblischer Ratgeber, wie die göttliche Ordnung wieder zurück in die Familie kommt. Bethanien Verlag
  • Trueman, Carl R (2022): Der Siegeszug des modernen Selbst. Verbum Medien
  • Zukunft.ch: Im Fokus: Trans-Kinder: www.zukunft-ch.ch/im-fokus-trans-kinder/